Der neurotische und der schizophrene Blick im modernen deutschen Film
Date
1989-02
Authors
Von Schnetler, Johan Carel
Journal Title
Journal ISSN
Volume Title
Publisher
Stellenbosch : Stellenbosch University
Abstract
ABSICHT: Wie der Mensch bliekt, wird auf direkte Art und Weise von seinem Menschsein
bestimmt. 1m Grunde genommen, ist sein Blick seinem "sieh in dieser Welt
Stellen", seinem "sieh in dieser Welt Sehen, Denken und Fiihlen", seinem "in
dieser Welt gesehen, gedacht und gefiihlt werden" - kurz gesagt seiner "ihn
determinierenden Auffassungswelt" gleiehzusetzen. Wenn das so ist, dann ist die
Psychoanalyse das geeignete Instrument, den Blick eines Subjekts zu erforschen. Die Entwicklung der Psychoanalyse - von Freud bis zu Guattari und Deleuze
- verUiuft parallel zur Anderung des menschlichen SelbstversUindnisses. Die
Psychoanalytiker, die den Blick umschreiben, definieren ihn gemaB ihrer
fortschreitenden Kenntnisse so, wie sie sieh zur Zeit der Formulierung der
Theorie erblicken. Anders gesagt, die Definition' des Blickes ist nicht vom
blickenden Subjekt zu trennen.
Ich werde in meinem Ansatz die Problematik des Blickes erUiutern und die
Blicke der Subjekte - Rainer Werner Fassbinder in seinem Film "Die Ehe der
Maria Braun" und Doris Dorrie in ihrem Film "Manner" - als entweder
neurotisch oder schizophren einstufen.
Die Syntax des Films erlaubt es mir, als Leser des Films Riickschliisse auf
das Wesen des Blickes des Regisseurs bzw. der Regisseurin zu ziehen. Denn die
Syntax des Films ist meiner Meinung nach dem Blick des Regisseurs bzw. der Regisseurin gleichzusetzen. Die Syntax des Films kann anhand der
psychoanalytischen Theorien erkHirt werden. Habe ich Klarheit tiber die
verwendete Syntax, so habe ich Klarheit tiber den Blick des Regisseurs bzw. der
. Regisseurin.
Fassbinder und Dorrie blicken auf (bzw. lesen) Texte. Er blickt auf (bzw.
liest) Maria Braun. Dorrie blickt auf (bzw. liest) Julius und Stefan (d.h. die
Manner in "Manner"). Ich will untersuchen, ob es eine Beziehung zwischen dem
Akt des Blickens und dem Akt des Lesens gibt. Es gilt die Frage, inwiefern das
Lesen den Blick bzw. inwiefern der Blick das Lesen bedingt. AnschlieBend will
ich die soziale Bedingtheit des Blickes bzw. des Lesens untersuchen.
Description
Theiss (MA) -- Stellenbosch Univeristy, 1989
Keywords
Motion pictures, German., Motion pictures -- Germany (West)., Schizophrenia., Neuroses.